Die Geschichte des Tabaks

Christoph Kolumbus der Entdecker 

Auf der Suche nach dem westlichen Seeweg nach Indien erreichte die kleine Armada des Christoph Kolumbus am 12. Oktober 1492, nach 70 Tagen Einsamkeit und Strapazen, Land. Kolumbus glaubte in Guanahani (San Salvador) eine indische Insel gefunden zu haben. In Wirklichkeit entdeckte er eine neue Welt – Amerika. Bei der Erforschung der westindischen Inselwelt machten die Europäer rasch Bekanntschaft mit den „indianischen“ Eingeborenen und einem für sie zunächst sonderbaren Brauch. Männer wie Frauen sogen den Rauch von glühenden, zu einer Rolle gedrehten Blättern mit sichtbarem Behagen und Genuss ein. Die „Rauchrollen“ nannten sie „tabago“.Der Brauch fand schnell Nachahmung und das „Tabaktrinken“, wie es damals genannt wurde, verbreitete sich unter den europäischen Kolonisten in der Neuen Welt. Die Begleiter von Kolumbus brachten die Tabakblätter und den neuen Genuss nach Spanien.  

 

Jean Nicot der Mediziner
Der französische Gesandte am portugiesischen Hof, Jean Nicot (1530 – 1600), war fest davon überzeugt, dass der Tabak sinnvoller verwendet werden kann, als es in der Mitte des 16. Jahrhunderts der Fall war – als exotische Zierpflanze in den höfischen Gärten von Spanien und Portugal. Er glaubte an eine heilende Wirkung des Tabaks. Seine Chance kam. Als er seiner Königin Katharina von Medici empfahl, als Mittel gegen Migräneanfälle ihres Sohnes pulverisierten Tabak zu reichen. Das Tabakschnupfen kam so am Hof zu Paris groß in Mode. Mit königlicher Protektion gedieh bald der Tabakanbau und der Bedarf von Pulvern und Mixturen aus der exotischen Pflanze stieg steil an.  Dem übermüdlichen Förderer des Tabaks zu Ehren wurde die Pflanze als „herba nicotiana“ bezeichnet. Als im Jahre 1828 Wissenschaftlern der Universität Heidelberg die Reindarstellung des bedeutendsten Inhalts- und Wirkstoffes im Tabakblatt gelang, gaben sie ihm den Namen „Nikotin“.  

 

Sir Walter Raleigh: der Genießer
Der Seefahrer und Geschichtsschreiber, Nationalheld und Bonvivant Sir Walter Raleigh (1554 – 1618) erfreute sich der besonderen Gunst der großen Queen Elizabeth I. Er gründete an den Ufern des James River in Nordamerika die erste britische Kronkolonie und taufte sie zu Ehren seiner unverheirateten Königin auf den Namen „Virginia“, die heute weltweit angebaut wird. Der Tabakanbau wurde in der jungen Kolonie zu einem Hauptgeschäftszweig. Und Sir Walter zu einem leidenschaftlichen Raucher. Der Günstling der Königin war in der damaligen „guten Gesellschaft“ tonangebend – heute würden wir ihn als Trendsetter bezeichnen. Rauchen wurde „in“. Wer etwas auf sich hielt, der griff zur Pfeife. Auf sogenannten „smoking parties“ wurde der Rauchgenuss in gesellschaftlichem Rahmen zelebriert. Die Engländer entwickelten sich zu einem Volk der Pfeifenraucher. Die Seefahrernation verbreitete das Rauchen über alle Kontinente. Darum war ein Jahrhundert nach seiner Entdeckung der Tabak fast überall auf der Erde bekannt. 


Die Zigarre

Zigarrenrauchen in der heutigen Form bürgerte sich um die Wende des 17. Jahrhunderts stärker in Europa ein. In Spanien entstanden die ersten Zigarrenfabriken (1720 in Sevilla). Dort erlernte auch der Deutsche H.H. Schlottmann das Zigarrenmachen. Er gründete in Hamburg 1788 die erste deutsche Zigarrenfabrik. Bald danach wurde auch in Bremen die Zigarrenfabrikation aufgenommen. Kurz nach dem Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden weitere Zigarrenfabriken, und zwar im badischen Raum, begünstigt durch den dort verbreiteten Tabakanbau. Anfangs gewann die Zigarre in Deutschland nur langsam an Boden, jedoch begann nach Beendigung der Befreiungskriege (1813 – 1815) und besonders nach dem Abbau der Zollschranken (Zollverein) ein allgemeiner Aufschwung der Wirtschaft mit der Folge, dass das Zigarrenrauchen an Beliebtheit zunahm. In ländlichen Gegenden, wo es genug weibliche Arbeitskräfte und Möglichkeiten für die Heimarbeit gab, dehnte sich die Zigarrenherstellung aus. Es war keine Seltenheit, dass ganze Gemeinden und Gegenden von der Zigarrenherstellung lebten. 

 

Welche Tabake werden verarbeitet

Bei der Herstellung von Zigarren, Zigarillos und Stumpen werden Rohtabake aus vielen Anbauländern verwendet. Wesentliche Merkmale der Zigarrentabake sind die Lufttrocknung und Naturfermentation. Je nach Verwendungszweck als Einlage, Umblatt oder Deckblatt werden spezifische Anforderungen gestellt. Von den Rohtabak – Experten der Zigarrenindustrie wird der Tabak nach Blattgehalt, Blattform, Brandfähigkeit, Aroma, Geschmack, Geruch, Reife, Sortierung, Fermentation und Farbe beurteilt. Tabak ist ein Naturprodukt, das sehr von der klimatischen und ökologischen Bedingungen der einzelnen Anbauregionen beeinflusst wird. Deshalb hat die Beurteilung der Tabake durch die Rohtabakeinkäufer größte Bedeutung. 


Zigarrenherstellung

Die Zigarre wurde früher in reiner Handarbeit hergestellt. Der Staat sorgte dafür, dass dies lange Zeit so blieb, indem er 1933 ein Maschinenverbotsgesetz erließ, das erst 1956 wieder aufgehoben wurde. Die Herstellung einer Zigarre beginnt mit der Anfeuchtung des Tabaks damit er für die Weiterverarbeitung Geschmeidigkeit bekommt. Einlage, Umblatt und Deckblatt sind die Bestandteile der Zigarre.

Für die EINLAGE werden verschiedene Tabaksorten verwendet, die aufeinander abgestimmt sind. Die Tabake für die Einlage hat man früher von Hand entrippt (Mittelrippe entfernt) und „gerissen“. Heute wird dieser Arbeitsgang maschinell durchgeführt.

Das UMBLATT umhüllt die Einlage, es entsteht aus etwas größeren Tabakblättern, die so „gerissen“ werden, dass sie im Umfang die Einlage anderthalb mal umschließen. In der Länge muss das Umblatt so bemessen sein, dass es beim Einsetzen des Wickels in die Wickelform rechts und links etwa 2 – 3 cm übersteht. In der Wickelform werden die Wickel getrocknet, gepresst und erhalten so ihre endgültige Form. Um Presskanten zu vermeiden, wird jeder Wickel an den überstehenden Enden, eine halbe Umdrehung gedreht und anschließend die Enden abgeschnitten.
Nach der Herstellung des Wickels übernehmen die Zigarrenmacher denselben zum Überrollen mit dem DECKBLATT. Hierbei handelt es sich um ein zartes Tabakblatt das den Wickel umschließt und der Zigarre ihr ansprechendes Aussehen gibt. Je nach Preislage und Geschmacksstufe kommt bei hellen Zigarren das Deckblatt aus Sumatra, Florida usw.. Bei dunklen Zigarren (Brasil-Typ) werden brasilianische, kolumbianische und mexikanische Tabake als Deckblatt verarbeitet. Der Deckblatt-Tabak soll leicht, dünn und trotzdem sehr elastisch sowie schmiegsam sein und dabei gut brennen. Nur ein verhältnismäßig geringer Ernteanteil besonderer Tabaksorten kann diesen hohen Ansprüchen genügen. Deshalb sind Deckblätter der teuerste Tabak. Das Arbeitsgerät der Zigarrenmacher besteht aus dem sogenannten Rollbrett, Kleisternapf, Tüller, Schere und einem besonders geformten Spezialmesser mit dem das Deckblatt zugeschnitten wird. Je nach Fasson der Zigarren ist dieser Zuschnitt unterschiedlich und erfordert eine hohe Kunstfertigkeit. Der Zigarrrenmacher rollt, beginnend mit dem unteren Ende, das zugeschnittene Deckblatt um den Wickel herum. Zu beachten ist bei diesem Vorgang, dass die feinen Adern des Blattes sich der Länge nach und mit dem dünneren Ende nach unten an die Zigarre anlegten. Die untere Blattseite muss nach innen zu liegen kommen. Je nach Lage der Adern erfolgt das Rollen daher von rechts nach links und umgekehrt. Am Kopf (das Ende, das in den Mund genommen wird) der Zigarre wird das Deckblatt mit Kleister angeklebt.

 

Sortieren

Das Deckblatt mag vom Wuchs, von der Größe, vom Geschmack und von der Brennfähigkeit alle Voraussetzungen erfüllen, es müssen jedoch auch das Aussehen und die Farbe stimmen.Der Zigarrenraucher raucht auch mit dem Auge. Geringe Farbunterschiede können durch die sogenannte „Mattierung“ ausgeglichen werden. Das ist ein Verfahren, bei dem Tabakapuder auf die Deckblätter aufgebracht wird. Besonders bei höheren Preislagen, erhalten die fertigen Zigarren ihren „letzten Schliff“ durch das Sortieren. Hierbei werden von sehr geübten Sortierern die reinfarbigen, d. h. die Zigarren mit gleichmäßigen Farben von der sog. „Fehlfarben“ getrennt. Bei sehr teuren Zigarren müssen bei der Sortierung manchmal bis zu mehr als 100 Farbdifferenzierungen berücksichtigt werden.


Die Verpackung

Die Zigarrenverpackung hat sich stark gewandelt; sie ist zeitnaher, anschaulicher und moderner geworden. Früher waren Zigarren ausschließlich in Holzkisten zu 100, 50, 25 oder allenfalls 20 Stück Inhalt verpackt. Heute wird immer mehr die taschengerechte, praktische Kleinpackung mit 5 oder 10 Zigarren bevorzugt. Nur bei höherpreisigen Zigarren verwendet man noch Holzkistchen. Bei ganz exclusiven Aufmachungen sind diese aus kostbarem Zedernholz.Das Zedernholz hat sich als ideal erwiesen, weil Zedernaroma sehr mit dem Zigarrrenaroma harmonisiert und die besondere Würze der Zigarre erhält. Zur Verbesserung und Erhaltung des Zigarrenaromas haben sich auch andere Hölzer wie Gabun (Occumé), Erlen – oder Pappelholz als geeignet erwiesen. Aus Kostengründen wird heute jedoch die Mehrzahl der Zigarren in Kartonkistchen verpackt, die ein buntes und vielfältiges Packungsbild ermöglichen. Die „transportgerechten“ Kleinpackungen zu 5 oder 10 Stück aus Karton, Kunststoff oder Blech ersetzen heute das früher beliebte Zigarren-Etui.

 

Idee und Text: Gilbert Roth, Rolf Mauk
Literatur:„Deutscher Tabak was ist das“Centrale Marketinggesellschaft der deutschen Argrarwirtschaft, Bonn
„Tabak und Mensch“Philipp Morris, München 1988