Gewerbliche Strickereien in Wiesental

Ehemalige Strickstube der Maschinen-Strickerei von Elfriede Haag in der Philippsburger Straße
Ehemalige Strickstube der Maschinen-Strickerei von Elfriede Haag in der Philippsburger Straße

Gewerbliche Strickereien in Wiesental
Im neu gestalteten Gewerbezimmer im Museum im „Alten Rathaus“ wird jetzt auch an die Wiesentaler Strickereien erinnert.
Die erste handbetriebene Flachstrickmaschine wurde 1863 von William Lamb in Amerika erfunden. Eine der ersten motorbetriebenen Flachstrickmaschinen wurde von der Firma H. Stoll aus Reutlingen um 1878 angeboten.
In den kleinen Strickereien in Wiesental wurden jedoch, soweit bekannt, nur manuell betriebene Strickmaschinen eingesetzt. Von 1929 bis 1975 gab es in Wiesental insgesamt 9 Strickereien, die Wollwaren herstellten. Die letzte stellte 1975 ihre Produktion ein. Die kleinen Gewerbebetriebe waren nicht mehr konkurrenzfähig zur industriellen Fabrikation
Die im Museum ausgestellte mechanische Strickmaschine stammt aus der ehemaligen Maschinen-Strickerei J. R. Heiler in Kirrlach (Oberdorfstraße 28)

Hutmode um die Jahrundertwende des vorigen Jahrhunderts
Hutmode um die Jahrundertwende des vorigen Jahrhunderts

Putzmacherinnen in Wiesental

Der Hutmacherberuf lässt sich in Deutschland bis ins 14. Jahrhundert zurück verfolgen. Schon für 1363 ist die Existenz einer Hutmacherzunft in Nürnberg belegt. Meist arbeitete die ganze Familie mit, wobei die Frau des Hutmachers das modische Ausstaffieren und Besetzen der Hüte übernahm. Als eigenständiger Bereich entwickelte sich daraus, mit Verfeinerung der weiblichen Mode, der Beruf der Putzmacherin.
Nicht nur der Schneider war es, der die Eleganz der Damen zeitweise bestimmte, sondern Geschick und Raffinesse von Friseur und Putzmacherin. So waren um 1910 die Frauenhüte mit einer enormen Größe populär.
Grundmaterial für den Hut ist neben Stoff, Wolle, Leder, Pelz, Bast, Kunststofffasern, und Stroh immer noch der Filz. Es gibt ihn als Wollhaarfilz, der aus den Wollkämmlingen und 30 bis 40% feiner Schafwolle hergestellt wird, und als Filz aus Tierhaaren (Kaninchen, Hasen, Biber).
Bereits am 4.10.1916 ist im Gewerbeverzeichnis der Gemeinde Wiesental Frieda Hoffmann als Putzmacherin erwähnt. Sofie Day hatte von 1920 bis 2.1.1959 in der Philippsburger Straße 11 ein Geschäft und die letzte Putzmacherin in Wiesental war Maria Herrmann. Nach dem Krieg eröffnete sie ein Geschäft in der Oberdorfstraße 81 und 1960 zog sie in die Mannheimer Straße 11 um. Neben der Anfertigung neuer Hüte wurden ältere Modelle abgeändert, aufgebügelt und nach dem neuesten Modetrend modernisiert. 1983 schloss sie ihr Hutgeschäft, dessen Einrichtungsgegenstände neben unterschiedlichsten Hüten sich heute im Museum im „Alten Rathaus“ befinden. Handwerkzeug, des heute recht seltenen Berufs der Putzmacherin, sind Kleinwerkzeuge (Schere, Drahtzange, Metermaß, Fingerhut, Nähnadel), Modelle aus Holz und Metall, Spezialnähmaschinen, verschiedene Kissen zum Bügeln, Bügeleisen in unterschiedlichen Ausführungen und Dampfkessel zum Befeuchten der Hüte bei der Formgebung.

Als man wegen Zahnschmerzen zum Friseur ging

Friseurgeschäft von Gregor Mahl
Friseurgeschäft von Gregor Mahl

Im Zuge der Neugestaltung des Gewerbezimmers im Museum im „Alten Rathaus“ wurde auch die Geschichte des Friseurhandwerks in Wiesental näher betrachtet. In der alten Wiesentaler Gewerbekartei ist erstmals die Anmeldung eines Friseurgeschäfts im Jahr 1900 vermerkt. Gregor Mahl in der Mannheimer-Straße 12 meldete seine Tätigkeit als Zahndentist und Friseur an.
In einer Ansichtskarte um 1920 steht auf dem Ladenschild geschrieben: „Gregor Mahl Friseur u. Zahntechniker“.
Der Beruf des Friseurs entwickelte sich in Deutschland aus den mittelalterlichen Berufen des Baders und des Barbiers. Neben den wenigen studierten Ärzten bildeten im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit Bader, Barbiere, Scherer, Wundärzte und Hebammen den Hauptanteil der Heilpersonen, vor allem der armen Bevölkerung, in Stadt und Land.
Daher war es im Anfang des 20. Jahrhunderts immer noch üblich, dass Zähne und Haare von der gleichen Person behandelt wurden. Auch in Kirrlach, Waghäusler Straße 3 betrieb Karl Kehrer aus Kronau ein Zahn-Atelier. Auf dem Geschäftsschild seht ausdrücklich, dass nicht nur die Zähne gezogen werden, sondern auch plombiert und künstliche Zähne eingesetzt werden.
Das war immerhin ein Fortschritt im Vergleich zu der Zeit, in der das Entfernen der Zähne durch den Schmied oder den Barbier, die einzige Möglichkeit der Behandlung von Zahnschmerzen war.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Ausbildung zum Dentisten in Deutschland aufgehoben und dieser durch den Zahnarzt ersetzt.

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