Schule

1683 ist im Kirchenvisitationsbericht bereits eine Schule in Wiesental erwähnt. Die allgemeine Schulpflicht wurde im Fürstbistum Speyer bereits 1722 eingeführt. Unter Strafe waren nun die Eltern verpflichtet, die Kinder von dem sechsten bis zum zwölften Lebensjahr mindestens von Martini bis Ostern zur Schule zu schicken. 1746 wurde diese Schulpflicht auch auf die Sommermonate ausgedehnt. Dies führte zu zahlreichen Protesten von Seiten der Eltern, da gerade ältere Kinder wichtige Arbeitskräfte waren.

Ab 1759 mussten die angestellten Lehrer Prüfungen ablegen, und Fürstbischof von Limburg-Stirum führte regelmäßige Prüfungen ein. Die Lehrer versahen nicht nur den Schuldienst, sondern arbeiteten als Messner, Glöckner, waren für die Kirchenmusik zuständig und halfen dem Pfarrer bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. 1683 erhielt der Wiesentaler Lehrer von der Gemeinde neun Malter Weizen und 10 Gulden, außerdem bei einer Hochzeit eine Suppe, ein Stück Fleisch, ein Brot und ein Maß Wein, bei einer Beerdigung einen Trunk.   

Die heutige Bolandenschule I in der Kirchstraße wurde 1874 eingeweiht (Ansicht um 1910)
Die heutige Bolandenschule I in der Kirchstraße wurde 1874 eingeweiht (Ansicht um 1910)

 

1787 wurde neben dem Rathaus eine neue Schule erbaut, die 1836 erweitert wurde. 1863 wurden in den drei Schulzimmern der Schule 377 Schüler unterrichtet. Das Schulgeld betrug 1859 po Kind einen Gulden und zwölf Kreuzer und musste von den Eltern der Kinder aufgebracht werden. Ein neues Schulgesetz, das 1868 in Baden erlassen wurde, verfügt, dass statt bisher 120 Schüler nur noch 100 von einem Lehrer unterrichtet werden dürfen. Wegen der Raumnot wurde 1874 dann 50 m östlich von der bisherigen Schule das heutige Schulhaus in der Kirchstraße eingeweiht, das anfangs auch als Rathaus verwendet wurde. Beim Ausbruch des ersten Weltkrieges besuchten 822 Kinder die hiesige Volksschule. Sie wurden von einem Rektor und elf Lehrern unterrichtet. Im Jahre 1930 hat sich die Zahl der Lehrkräfte aud 15 erhöht. Die Gemeinde hatte elf Schulsäle im Schulhaus, zwei im Hinterhaus im Schulhof, ferner die Kochküche im Schulhof und die Gewerbeschule in der ehemaligen Wirtschaft "Zum grünen Baum" an der Karlsruher Strasse. 1960 konnte dann eine weitere Schule, die Bolandenschule II, in der Schulstraße bezogen werden. Auf diesem Gelände war auch von 1961 bis 1977 die Johann-Peter-Hebel-Realschule untergebracht.

Ein Klassenzimmer, eingerichtet wie vor 100 Jahren, bringt dem Besucher das damalige Lernen mit Tintenfässchen, Feder, Griffel und Schiefertafel näher.  

In diesem Zimmer erinnert der Heimatverein auch an den Heimatdichter Wilhelm Hensler.

Hensler wurde 1894 in Obermünstertal geboren und besuchte nach der Volksschule das Lehrerseminar in Meersburg. Nach dem 1. Weltkrieg war er in verschiedenen Gegenden Badens als Lehrer tätig. Von 1936 bis 1961 unterrichtete er, zuletzt als Oberlehrer, an der hiesigen Grund-und Hauptschule. Er wohnte mit seiner Frau Anna in den Lehrerwohnhäuser in der Philippsburger Str. 4 in Wiesental. Schon früh widmete sich Hensler seiner schriftstellerischen Tätigkeit und fand mit Gedichten, kleinen Erzählungen und Betrachtungen Kontakte zu Zeitungen und Verlagen. In seinem wohl bedeutesten Werk "Das Brot der Wälder" zeichnet er die Menschen seiner Heimat. Schauplatz und Hintergrund seiner Handlungen sind meistens das liebliche Schwarzwaldtal, die geräumigen Wiesen und die tannenumrauschten Schwarzwaldhöhen. Die Liebe zur Natur und Dichtung hatte der junge Hensler wohl von seinem Vater geerbt, der wie auch seine Vorfahren Lehrer gewesen war. Die Tatsache, dass Henslers Vater mit dem Dichter Victor von Scheffel bekannt war, ist bezeichnend. In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich Wilhelm Hensler besonders der Prosadichtung gewidmet.

"Psalm der Erde", "Das gesuchte Antlitz" und "Der Maler Mariens" sind die bedeutenden Schriften, die in dieser Zeit entstanden. Zuletzt stellte er seine Schaffenskraft fast ausschließlich in den Dienst des Rundfunks. 150 Hörfunksendungen von verschiedenen Sendern ausgestrahlt zeugen von seiner Beliebtheit. Wilhelm Hensler satrb am 21.03.1985 in Veitshöchheim im Alter von fast 91 Jahren. Einige Bücher aus seinem Nachlass sind im Museum erhältlich.