Zigarrenmachen kann man nicht verlernen

Am Sonntag, den 22.11.2015 wurde im Museum im „Alten Rathaus“ den vielen Besuchern etwas dargeboten, das heute nicht mehr oft zu sehen ist. Helga Kolb und Helga Rothhardt zeigten, dass sie es noch so gut können wie früher als Jugendliche gelernt: das Zigarrenwickeln. Sie fertigten das „Kleid der Zigarre“ an und rollten die Wickel in das Deckblatt ein.
Lena Mauk die „junge Zigarrenmacherin“, zeigte was ihr Opa Rolf Mauk ihr beigebracht hat und stellte  Wickel her, das „Innere“ der Zigarre. Spontan wurde sie unterstützt von der hochbetagten Klara Mahl, die dieses auch noch perfekt  konnte.
Ebenso fanden die beiden Sonderausstellungen besondere Beachtung. Rechtzeitig vor dem Adventsbeginn hatte Judith Grassel-Hitwein eine informative Ausstellung über die Tradition und Geschichte des Adventskranzes zusammengestellt und zeigte ein Paradeisl, einen Wichernkranz und zwei traditionelle Kränze. Der Adventskranz der orthodoxen Kirche sowie der nach der Mailändischen Liturgie mit sechs Kerzen, da die Adventszeit hier 40 Tage dauert, fehlte auch nicht.
Ebenso fand die Ausstellung über den Wiesentaler Bildhauer Heinrich Heger - sein Wirken und Leben - wieder starke Beachtung, besonders da seine Tochter Elfriede Pohnitzer die Ausstellungsgegenstände erläuterte.
Die Kinder erfreuten sich im alten Schulzimmer wieder an Geschichten, die gekonnt die „Märchentante“ Isolde Vogel vortrug.

Beeindruckendes Schauspiel

Pünktlich, wie von Helmut Huppuch vorhergesagt, erschienen sie am Himmel. Tausende Stare flogen aus allen Himmelsrichtungen zu ihrem nächtlichen Schlafplatz in das Schilf der Wagbachniederung. Nachdem sich die Vögel im Schilf versammelt hatten, begann ein unbeschreibliches Vogelgezwitscher bis zum Einbruch der Dunkelheit, dann Stille. Ein beeindruckendes Erlebnis für die Teilnehmer der Radtour des Heimatvereins.
Helmut Huppuch, Naturfreund und Hobbyfilmer, der sehr vertraut mit diesem Naturschutzgebiet ist, erläuterte die Entstehung und Entwicklung der Wagbachniederung bis in unsere Zeit. Seit Jahren sind hier besonders viele Vogelarten zu beobachten und im Frühjahr und Herbst ist das Gebiet eine Raststation für tausende von Zugvögeln. An diesem Abend konnten auch Graugänse, Kanadagänse, Silberreiher sowie Fledermäuse beim Flug gesichtet werden. Ein besonderes Ereignis war an diesem Tag der Sonnenuntergang, der zusammen mit der Landschaft und den Wolkenformationen einen unvergesslichen Anblick bot.

Heimatverein beim Tag der Waghäuseler Vereine

Am Tag der Vereine in der Wagbachhalle in Wiesental fanden sich am Stand des Heimatvereins viele Interessenten ein. Der Verein verteilte ein neues 12-seitiges Informationsfaltblatt über die beiden Museen in Wiesental und die Vereinsarbeit.
Auflösung des Preisrätsels
Der Heimatverein Wiesental stellte am Tag der Vereine an seinem Stand eine Schätzfrage. Ausgestellt waren ein Menschenzahn und ein großer Mammutzahn. Die Frage lautete: Das Wievielfache des Menschenzahns wiegt der Mammutzahn?
Hier die Auflösung:
Der Mammutzahn wiegt 1282-mal mehr als der 2,735 Gramm „leichte“ Menschenzahn. Die abgegebenen Schätzungen reichten von 55-mal bis zu 12000-mal. Die drei Gewinner lagen nur um 13% bzw. 17% abweichend von der richtigen Zahl. Leider lagen Diejenigen, die das 1000-fache geschätzt hatten, zu stark daneben (22%). Den Gewinnern wurden die Gewinne inzwischen übergeben.

Wiesengebiete, eine schützenswerte Landschaft

Dieses Jahr ging die sommerliche Radtour des Heimatvereins wagbachaufwärts zu der Quelle des Baches. Franz Debatin, Vorsitzender des Hambrückener Naturschutzbundes (NABU), und Kenner der zum größten Teil auf Bruchsaler Gemarkung liegenden Saalbachniederung, führte die Gruppe durch die Landschaft. Er ist auch die treibende Kraft des „Landschaftsschutzgebiets Saalbachniederung“.
Das Gebiet war Jahrhunderte geprägt von der Bewirtschaftung der Wässerwiesen. Durch die Pfinz-Saalbach-Korrektion in den 1930-Jahren fließt das
Wasser des Saalbachs direkt zum Rhein. Die Wiesenbewässerung wurde 1970 eingestellt und die Wiesen mussten dem Ackerbau weichen. 1985 gab es nur noch 25 Hektar Wiesen.
1990 wurde von Gemeinden und Naturschutzverbänden der Arbeitskreis „Pfinz –Lußhardt-Auen“. Er hat sich die Aufgabe gestellt die Wiesen in unserem Raum wieder miteinander zu verbinden. Heute bewirtschaftet ein Landwirt extensiv in der Saalbachniederung wieder 200 Hektar Wiesen, deren Heu z.B. an Reitställe verkauft wird. Außerdem hat der Naturschutzbund NABU eine größere Fläche aufgekauft. Hier wurden flache Gewässer angelegt, die heute Störchen, Teichrohrsängern, Rohrammer und der Wasserralle Lebensraum bieten.
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Die „Quelle„ des Wagbachs war das Ziel der Gruppe. 2010 wurde eine neue Saalbachüberleitung nördlich des Karlsdorfer Baggersees „Neureuthe“ angelegt und ein neuer 800m langer Verbindungsgraben zum Wagbach geschaffen. Die Fließstrecke des Baches konnte dadurch um 3100 m verlängert werden. Der bis dahin vorhandene Zulauf des Saalbachwassers bei Vogelpark wurde dann geschlossen. Man erfuhr auch, dass die eigentliche Wagbachquelle schon lange versiegt ist. Sie hatte nur eine geringe Schüttung und lag in Karlsdorf im Bereich der heutigen Kreuzung Bahnhofstraße / Bruchsaler Straße. Ferner erhielt der Bach schon immer indirekt Saalbachwasser durch das Sumpfgebiet, welches er früher im Bereich der Saalbachniederung durchfloss.

Jahreshauptversammlung

Eine positive Bilanz zog der 1. Vorsitzende Peter Hiltwein in seinem Bericht über das letzte Geschäftsjahr. Die Veranstaltungen des Heimatvereins umfassten Radtouren, Wanderungen und Vorträge, in denen heimatkundliches Wissen zur Geschichte und Natur vermittelt wurde. In beiden Museen, im „Alten Rathaus“ und in der Heimatstube, konnten 2014 bei Sonderausstellungen und Vorführungen über 1000 Besucher begrüßt werden. Darunter waren auch rund 200 Kinder, die durch Sonderführungen von Schulklassen und Kindergartengruppen zum Teil erstmals ein Museum besuchen konnten.
Anne Haas erläuterte den Kassenbericht. Ihre Kassenführung wurde anschließend von dem Kassenprüfer Paul Marx als korrekt und übersichtlich bescheinigt. Die Entlastung der Vorstandschaft erfolgte deshalb einstimmig bei einer Enthaltung. Einen Ausblick über die Arbeit des Vereins im nächsten Geschäftsjahr gab Peter Hiltwein. Geplant sind ein Museumsbesuch in der größten Kutschensammlung Deutschlands, eine Besichtigung der Waghäuseler Kläranlage und eine Radtour zu der Quelle des Wagbaches. Ferner wird sich der Verein beim Tag der Vereine in der Wagbachhalle präsentieren und für die Museen werben. Beim Internationalen Museumstag am 17. Mai wird die Heimatstube geöffnet sein. Hierbei wird Heimatvereinsmitglied Karl Häusler Drechselarbeiten vorführen. Auch am Tag des offenen Denkmals wird sich der Verein durch die Eröffnung einer Sonderausstellung über den Wiesentaler Bildhauer Heinrich Heger beteiligen.

Pfarrer Roth mit den Arbeitern und den abgenommenen Kirchenglocken (1917)
Pfarrer Roth mit den Arbeitern und den abgenommenen Kirchenglocken (1917)

Zu Beginn der Versammlung hielt Nikolai Jahn ein Referat über die wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland während des 1. Weltkriegs:
Die Einberufung der wehrfähigen Männer führte dazu, dass die Frauen und Kriegsgefangene diese an ihren Arbeitsplätzen ersetzen mussten. Auch wurden die Freizügigkeit und die freie Wahl des Arbeitsplatzes eingeschränkt. Dies führte zu einer enormen Belastung der Frauen, die weiterhin auch im Haus und falls vorhanden in der Landwirtschaft tätig waren. Eine Emanzipation der Frauen erfolgte dadurch jedoch nicht. Nach dem Krieg wurden die Arbeitsplätze wieder von den zurückgekehrten Soldaten besetzt und die Frauen mussten sich in ihren angestammten Rollen zurückziehen.
Ein großes Problem der Wirtschaft war die Rohstoffabhängigkeit vom Ausland. Durch die englische Seeblockade entstand ein Mangel an Rohstoffen, welche durch die Erhöhung der Waffenproduktion noch verstärkt wurden. So mussten auch die Bronzeglocken der Wiesentaler Kirche im September 1917 abgeliefert werden um eingeschmolzen der Waffenproduktion zu dienen.
Pfarrer Roth mit den Arbeitern und den abgenommenen Kirchenglocken (1917)
Auch die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln war vor allem während der letzten Kriegsjahre ungenügend. So ersetzte bei Kriegsbeginn die Kartoffel das Brot und im Winter 1917/18 bildete die Steckrübe den Ersatz für die die Kartoffel. Ein Großteil der deutschen Bevölkerung litt Hunger. Es erfolgte die Rationierung und Einführung von Lebensmittelkarten. Dies führte zu einem verstärkten Schwarzhandel, zu Hamsterfahrten und vermehrten Diebstahl.

Auf den Spuren Prinz Eugens

Wanderung mit geschichtlichen Informationen

1988 hat der Heimatverein Wiesental im Gewann Frankreich den Prinz- Eugen-Stein gestellt. Dieser erinnert an die Belagerung und Eroberung Philippsburgs 1734 durch die französische Armee (Polnischer Thronfolgekrieg) und an das deutsche Ersatzheer unter der Führung Prinz Eugens, welches auf einer Linie von Wiesental bis Graben Stellung bezogen hatte. Dies war den meisten Teilnehmern der Sonntagswanderung am 25.1.2015, die der 1. Vorsitzende des Heimatvereins Peter Hiltwein durchführte, bekannt. Dass Straßen- und Gewannnamen noch an dieses Ereignis erinnern, war auch vielen bewusst.
Zum Schutz gegen das Ersatzheer hatten die französischen Belagerer Philippsburgs rund um die Stadt weitläufig eine ca. 12 km lange Wallanlage errichtet. Diese erbauten 20000 Mann innerhalb von 6 Tagen.
Die Besichtigung der Reste dieser Cirumvallsationslinien im Wiesentaler Wald und deren Erkennen auf Luftbildern durch die neusten Möglichkeiten der digitalen Fotografie überraschte alle. Die Teilnehmer erfuhren, dass sich in diesem Bereich des Waldes bis Mai 1734 der französische Artelleriepark befand und dieser auf Befehl des französischen Oberbefehlshabers Marschall Berwick auf die linke Rheinseite verlegt wurde. Dabei wurde auch die Circumvallsationslinie geändert. Diese Änderung lässt sich in dem besichtigten Waldstück gut nachvollziehen, da beide Wallanlagen erkennbar sind.
Die Wanderung führte auch abseits der Wege zum Zusammenfluss des Saalbaches mit dem Saugraben, einem Platz, der auch im Winter seinen besonderen Reiz hat. Nicht weit oberhalb kreuzte die Circumvallationsline den Saalbach und setzte sich Philippburger Gemarkung fort.
Am Ende der Wanderung hatten die Teilnehmer einen informativen sowie unterhaltsamen Nachmittag und reichlich Bewegung in freier Natur.

Kranzniederlegung zur Erinnerung an die Opfer

Am Sonntag, 21. Januar 1945 kurz nach 12 Uhr, drückte ein amerikanischer Bombenschütze versehentlich den Auslöseknopf mit dem Ergebnis, dass die gesamte nachfolgende Staffel von 6 Bombern sowie eine weitere Maschine eines anderen Verbandes ihre Bomben über Wiesental abwarfen. 42 Sprengbomben sowie 4000 Stabbrand- und Phosphorbomben töteten 38 Wiesentaler Bewohner und zerstörten 29 Häuser sowie 155 Scheunen. Die katholische Pfarrkirche wurde durch Brandbomben getroffen und ging in Flammen auf. Der Luftangriff galt eigentlich den Lanz-Werken in Mannheim.
Zum Gedenken an die Opfer der Bombardierung Wiesentals vor 70 Jahren legt der Heimatverein Wiesental am Mittwoch, den 21.1.2015 um 12 Uhr, im Wiesentaler Friedhof am Mahnmal einen Kranz nieder. Die vom Speyerer Bildhauer Franz-Werner Müller-Steinfurt aus Carrara-Marmor geschaffene 2,70 Meter hohe trauernde Frauengestalt, die der Künstler selbst „Die große Nachdenkende“ genannt hat, ist laut Inschrift ein Mahnmal gegen alle Kriege und alle Gewalt.